Verantwortung

Selbstliebe und Offenheit: Menschen, die das Herz auf der Zunge tragen

Inhalt

Was bedeutet diese Redensart: „Das Herz auf der Zunge tragen“? Das bedeutet, dass du, der offen über deine Gefühle sprichst und sagst, was dich beschäftigt. Du bist nicht nur offenherzig, sondern du übernimmst auch Verantwortung für dein eigenes Leben.

Wie kann ich Verantwortung für mich und mein Leben übernehmen?

Verantwortung zu übernehmen und die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und nach ihnen zu leben hat nichts mit Egoismus oder sich selbst in den Mittelpunkt stellen zu tun. Es bedeutet, dass du dir über dein Innenleben, über das was du brauchst, um glücklich zu sein, bewusst bist. Gleichzeitig zeigt es, dass du gut mit dir selbst im Kontakt bist. Nur so kannst du auch wunderbar Kompromisse eingehen und empathisch mit anderen Menschen umgehen. Und du tust dies, ohne das Gefühl zu haben, dass du selbst auf der Strecke bleibst und immer deine Bedürfnisse nicht gesehen werden.

Wenn du allerdings immer deine Bedürfnisse hinten anstellst, dann führt das zu viel Unzufriedenheit, Frust und oftmals dem Gefühl, nicht wichtig zu sein. Das ist zum Beispiel bei Menschen der Fall, die sich eher darum kümmern, dass es anderen besser geht als sich selbst.

Was hat mein Verhalten mit meiner Kindheit zu tun?

Warum verhalten wir uns so? Warum stellen wir uns hinter andere und „ducken uns weg“, anstatt die Verantwortung für uns und unser Leben zu übernehmen ? Diese Art von Verhalten hat oft mit der eigenen Kindheit zu tun. Es geht darum, wie wir erzogen und sozialisiert sind.

Wir lernen bereits in unseren ersten Lebensjahren durch den Austausch mit unseren Bezugspersonen und mit der Umwelt verschiedene Verhaltensweisen. Das Ziel dieser Sozialisation ist, in unserer Gesellschaft zurechtzukommen, uns anzupassen und Erwartungen zu erfüllen. Wenn dieser Anpassungsprozess jedoch über das Maß hinausgeht, entwickeln sich zu stark angepasste Verhaltensmuster. 

Zu stark angepasstes Verhaltensmuster geht auf Kosten der eigenen Identität

Die daraus folgenden Probleme entstehen meist erst im Erwachsenenalter. Es geht um Erwachsene, die in der Regel als Kinder gelehrig waren. Sie haben in der Schule gute Leistungen erzielt und den Eltern wenig Probleme bereitet. Sie entwickeln all jene Verhaltensmuster, die von der Gesellschaft belohnt werden. Das geht auf Kosten ihrer eigenen Identität und ihres Wohlbefindens.

Zu stark angepasste Kinder bezeichnen wir auf den ersten Blick als „vorbildhaft“ und als „Musterschüler“. Sie tun, was von ihnen erwartet wird. Diese Kinder stören nicht, unterbrechen nicht, sind gehorsam, brav und verantwortungsbewusst. Solche Eigenschaften, die von Erwachsenen als so positiv wahrgenommen werden, sind in Wirklichkeit ein Warnzeichen. Denn eigentlich sind Kinder von Natur aus laut, stürmisch, spontan und manchmal auch störend.

In ihrem Prozess des Erwachsenwerdens und der Entwicklung ihrer Identität brauchen Kinder Raum und Freiheit, um sich entwickeln zu können. Wenn sie ihre Authentizität aufgeben, um den Erwartungen anderer zu entsprechen, sind sie eingeschränkt. Das kann erhebliche psychologische und emotionale Auswirkungen haben.

Stark angepasste Kinder entwickeln große Angst vor Ablehnung. Daher können sie Schwierigkeiten haben, Kontakte zu knüpfen. Sie ziehen es vor, sich zu isolieren und zurückzuziehen und vermeiden die Gesellschaft anderer. Es fällt ihnen auch schwer, selbst die Initiative zu ergreifen.

Betroffene haben das Bedürfnis, es anderen immer recht zu machen. Sie tun sich schwer dabei, Nein zu sagen oder Grenzen zu setzen. Bei den ersten Liebesbeziehungen aber auch Freundschaften und Verwandtschaftsverhältnissen können die Folgen verheerend sein.

Wie übernehme ich Verantwortung für mich und mein Leben?

Löse dich davon, es allen recht machen zu wollen. Du kannst es sowieso nicht allen recht machen. Lerne mit Konfrontationen richtig umzugehen und zu sehen, dass die Welt nicht davon untergeht. Oftmals ist sogar das Gegenteil der Fall und du kannst Missverständnisse oder falsche Wahrnehmungen klären. Allein dieses Klarwerden bringt dich näher dahin, dir selber treu zu bleiben. Es ist ein Gefühl innerer Freiheit.

Generell sollte dir aber klar sein, dass Menschen nie das Gleiche wollen. Jeder Mensch hat unterschiedliche Motive. Wichtig ist zu sehen, dass es zwischen Menschen immer Konflikte geben wird. Sie werden immer existieren, weil es unterschiedliche Meinungen gibt. Die Frage ist nun, wie du damit umgehst.

Wie gehe ich mit Konfrontationen um?

Auch wenn wir Konfrontationen vermeiden wollen, treten Auseinandersetzungen auf. Das liegt an den unterschiedlichen Meinungen, Temperamenten, Kindheiten, Sozialisierungen, Geschmäckern und vielem mehr. Probleme können zwischen Freunden, Familienmitgliedern, Partnern, Arbeitskollegen sowie Servicekräften als auch Kunden entstehen. Konfrontation kann sehr stressig sein, besonders dann, wenn die Atmosphäre emotional aufgeladen ist. Wenn du lernst, ruhig zu bleiben und mit einer Konfrontation richtig umzugehen, kannst du potenziell stressige Situationen entschärfen.

Du kannst dir Folgendes aneignen:

  1. Höre im Konfliktgespräch aktiv zu
  • Höre aufmerksam zu
  • Gebe im Konfliktgespräch mit deinen eigenen Worten regelmäßig das wieder, was du verstanden hast
  • Zeige durch deine eigenen Worte deinem Gegenüber, was du verstanden hast. Falls dein Gesprächspartner sich missverstanden fühlt, kann er dich dann berichtigen. Das verhindert, dass Ihr Euch im Konfliktgespräch aneinander vorbeiredet. Der andere spürt, dass du ihn wirklich verstehen willst.
  • Formuliere Sätze wie „Du bist also der Meinung, dass ….“ oder „Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann willst du…“. 

2. Nachfragen und klar kommunizieren

Wenn du wirklich an der Ansicht deines Gesprächspartners interessiert bist, willst du verstehen, was der andere tatsächlich meint. Nur so gelingt dir auch ein konstruktives Konfliktgespräch.

  • Frage also immer nach, wenn dir was unklar ist.
  • Stelle Verständnisfragen wie „Was meinst du mit…“ oder „Kannst du mir das bitte genauer erklären?“
  • Äußere deine Meinung oder Haltung
  • Formuliere „Ich-Sätze“

3. Akzeptiere die Bedürfnisse deines Gesprächspartners

Zeige deutlich, dass du die Bedürfnisse deines Gesprächspartners akzeptierst – ohne deswegen die eigenen aufzugeben. Der Konflikt besteht ja genau darin, dass Wünsche, Vorstellungen oder Interessen aufeinandertreffen, die in ihrer gegenwärtigen Form nicht miteinander zu vereinbaren sind.

Hier kannst du zwei Fehler machen:

  • Du gibst die eigenen Bedürfnisse auf und stellst sie sofort hinter denen des anderen zurück.
  • Du bekämpfst die Vorstellungen des anderen, weil du diese als Bedrohung für deine eigenen Interessen auffasst. Beides solltest du vermeiden.

Stelle stattdessen die unterschiedlichen Bedürfnisse erst einmal so weit wie möglich sachlich und ohne Bewertung nebeneinander, bevor Ihr darüber diskutiert. Etwa in der Art: „Ich habe diese Interessen und du hast jene. Damit müssen wir uns erstmal abfinden.“

Nimm dir ruhig die Zeit, die Wünsche und Vorstellungen des anderen genau kennen und verstehen zu lernen.

4. Tipps zu Kommunikation mit dem „Herz auf der Zunge“

Wie kannst du in einem Gespräch bei dir bleiben und deinem Gegenüber Optionen anbieten? Selbst wenn du einer Person während eines Gespräches nicht genau auf Augenhöhe begegnen kannst, kannst du bestimmte Dinge sagen. Auf diese Weise wird sich die Person fühlen, als ob sie Kontrolle über die Situation hat. Das führt im besten Fall zu einem Kompromiss im Gespräch.

  • Antworte niemals sofort mit „Nein“. Sich weigern, jemanden zu helfen, wird schnell dazu führen, dass die Person es missversteht oder persönlich nimmt. Oft wird es dann defensiv, da die Person eine Verteidigungshaltung annimmt.
  • Mache keine Angebote/Versprechen, die du nicht halten kannst. Das wird oftmals zu Ärger und Missstimmungen führen.
  • Wenn du der anderen Person nicht das geben kannst, was sie haben möchte, dann lasse sie es auf eine höfliche Art wissen. Sage beispielsweise: „Leider kann ich das nicht machen, aber es gibt eine andere Lösung, die ich dir anbieten kann.“ Dann versuche, eine Option zu finden, die die andere Person zugewandt bleiben lässt.
  • Versuche generell, passende Lösungen anzubieten. Beispiel: „Ich schaue, was ich für dich tun kann.“ Du kannst deinen Gesprächspartner in diesen Prozess mit einbeziehen, indem du zum Beispiel sagst: „Lass uns versuchen, gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten, mit der wir beide einverstanden sind.“

5. Offen sein für Kompromisse im Gespräch

Stell dir vor, du stellst in einem Gespräch fest, dass du die Erwartungen deines Gesprächspartners nicht erfüllst. Generell solltest du dich eventuell auch von der Vorstellung verabschieden, dass du alleine den richtigen Lösungsansatz hast. Es kann eine Option geben, die für beide Parteien befriedigend ist. Das führt dazu, dass jeder sich vollgenommen und verstanden fühlt sowie wohlwollend und zugewandt ist und bleibt. Allerdings wirst du mit deinem Gesprächspartner zusammenarbeiten müssen, um so einen „Kompromiss aushandeln“ zu können. Du kannst dich wie folgt verhalten:

  • Geh in das Gespräch mit der Überzeugung, dass alternative Lösung gefunden werden kann. Auf diese Weise wirst du nicht so sehr auf deine eigene Meinung und Sichtweise beharren.
  • Geh mit deinem Gesprächspartner die Vor- und Nachteile jedes Lösungsansatzes durch. Auf diese Weise kann dein Gesprächspartner verstehen, warum seine gewünschte Lösung nicht realisierbar ist.
  • Setze Ziele mit der S.M.A.R.T.-Methode (spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch, terminiert). Mit dieser Methode werden Ziele konkret und spezifisch wie möglich formuliert, sie sollten realisierbar sein und sind zeitlich terminiert.

Wenn du diese fünf Schritte beherzigst, dann fällt es dir umso leichter, Verantwortung für dich und dein Leben zu übernehmen, ohne den anderen vor den Kopf zu stoßen.